Ich hatte Tanya vorgewarnt doch sie hatte nicht gehört, so machte ich mich mit meiner Frau alleine auf den Weg. Wir reisten durch die Länder und erfreuten uns daran unsere Freunde zu treffen. Doch nach einiger Zeit hatten sich die Wogen geglättet und wir sind wieder zurück nach Denali gegangen. Dort saß ich nun auf der Veranda und blickte gedankenverloren auf die weiße Schneepracht und die darauf tanzenden Flocken.
Kate hatte mich vor einer Woche gefragt, ob ich ein Auge auf Garrett haben könnte und ich hatte nach einer längeren Unterhaltung, dann doch nachgegeben. Nun saß ich hier und schüttelte in Gedanken den Kopf und verdrehte leicht die Augen.
Tanya hatte mich und Garrett nicht in Ruhe gelassen und nervte uns beide ziemlich. "Eleazar" Im Haus kehrte langsam leben ein und meine Ohren vernahmen die Stimme von Tanya. "Oh mein Gott bitte nicht schon wieder. Warum immer ich? Warum bin immer ich die Anlaufstelle?" Es nervte einfach nur noch. Langsam konnte ich auch Kates Verhalten verstehen und gab ihr sogar in Situation wie dieser Recht. Bevor Tanya im Türrahmen auftauchte zog ich die Luft ein, seufzte und blickte an die Holzdecke unter dem Dach. "Oh Himmel, was hatte Sasha, da für eine Tochter großgezogen? Das war ja die absolute Hölle, wenn Tanya nicht das bekam was sie wollte. Hoffentlich spricht sie mich nicht an. Vielleicht sieht sie mich ja auch nicht."
Doch diesen Gedanken konnte ich mir bei meiner Größe von 1,89 Meter eigentlich direkt abschminken. "Ah, hier bist du Eleazar.", kam es von ihr. Ja hier war ich. Sollte ich denn woanders sein?, doch genau dieser Gedanken brachte mich auf eine geniale Idee. Ich hatte meiner Frau versprochen es noch einmal mit Tanya und ihren Launen zu versuchen, aber das hatte nicht so gut hingehauen wie gewünscht. Sie war mir in den ersten Wochen schon wieder mächtig auf den Leim gegangen mit ihrer Eifersucht und ihren Verlustängsten. "Eleazar? Ich wollte...", fing sie an doch ich ließ sie nicht zu Ende reden. "Nein.", teilte ich ihr bestimmt mit, stand auf und verließ den Raum.
Meine Idee weg zu gehen fand ich immer besser, je länger ich Tanya und ihre Unzufriedenheit vernahm. Vielleicht Spanien? Nein, da fanden sie mich direkt. Oder Italien?, doch bei diesem Vorhaben musste ich mich wappnen, sonst würde ich nicht mehr lebend aus der Stadt zurückkehren. Ich wusste es nicht, aber eins wusste ich, ich musste weg von Tanya und weg aus Alaska. Ich sagte selbst meiner Frau nichts von meinem Vorhaben. Ich machte mich auf zum Flughafen und flogt nach Seattle.
Dort gelandet spürte ich meinen aufkommenden Hunger. Das alleine war aber gar nicht mal so schlimm, schlimm war das bei nahe jede Frau mich anquatschte und mit mir den Abend verbringen wollte. Kannten die alle etwa nicht die Bedeutung eines Eherings? War das nicht ein Symbol für Liebe und schrie es nicht "Ich bin vergeben!", so wie mir die Blicke der Frauen verrieten, nicht. Oder sie wussten es und ignorieren diesen Fakt. Ich fand das jetzt nicht gerade so gut, aber so kam ich leichter an meine Mahlzeiten, die mich stärkten in Rom aus dem Flieger zu steigen. Um von dort aus weiter nach Spanien zu reisen.
Lange konnte ich es nicht mehr aushalten, dieses Brennen im Hals wurde immer stärker und verlangte nach Linderung. Linderung in Form von rotem flüssigem Gold, was langsam und wohltuend die Kehle hinab floss. Jeder weitere Gedanke an den Hunger machte mich nervöser und dann trat der Geruch von warmen frischem Blut an meine Nase. Jemand hatte sich geschnitten. Auf der Suche nach dieser Quelle verließ ich meinen Platz im Flugzeug und suchte wie wahnsinnig diese verletzte Person. Doch irgendetwas war komisch mein Augenlicht verschwand und alles sah so verschwommen aus. Immer mehr Sinne verschwanden. Shit, ich hatte Alec gefunden. Oder viel eher hatte er mich entdeckt. Er ließ mich in seinem schwarzen Neben versinken. Der Neben verschluckte mich wie Treibsand in der Wüste.
Das mich jemand aus dem Flugzeug hinaus und in ein anderes Gebäude gebracht hatte, wusste ich nicht, wie auch wenn einem die Sinne abhanden gekommen waren. Das hatte mich schon echt umgehauen und dauerte eine ganze Weile bis ich meine Umgebung wieder wahrnahm. Ich öffnete langsam meine Augen und erkannte erst nur schemenhaft eine Person am Fenster stehen. Blonde lange gelockte Haare und ein dunkler Umhang. Ich konzentrierte mich auf diese Person nur erkannte ich sie erst als mein volles Sehvermögen wieder vorhanden war. Athenodora Die Wände, die Decke, diese Verschnörkelungen. Einfach hässlich. Boah, wie ich das hasste. Ich konnte mich nicht bewegen geschweige denn sprechen. Ich hasste Alec und seine Gabe. Hoffentlich machte Carmen nichts unüberlegtes und folgte ihm. Bitte mache einmal im Leben etwas richtig und sei vernünftig, Corazón. Hoffentlich kam sie mir nicht hinterher, dass würde ich nicht verkraften.
Meine ersten Bewegungen auf dem Bett wurden sofort bemerkt und Caius sprach mich an. "Erwacht aus unserem Dornröschenschlaf?", fragte er und beugte sich über mich und hielt mich fest. So konnte ich mich nicht bewegen, zumindest sollte ich es mir gründlich überlegen, ob ich mich bewegen wollte. Ich kannte meinen Vater und er würde mich bei der kleinsten Bewegung die ich in der Situation machte, schwer verletzen, wenn nicht köpfen. Meine Sinne kamen langsam aber sicher alle wieder und so bekam ich auch mit, was Athenodora veranstaltete. Sie bat eine Menge Menschen herein und verschloss die Türe. Die beiden hatten wohl gerade erst gespeist. Mich blickten rote Augen an und auch Athenodora stand seelenruhig neben den Menschen, denen sie den Hals aufgeschnitten hatte. Sie fing das Blut auf und sammelte es in Trichterförmigen Gefäßen. Ich nahm den Geruch von Blut wahr und wollte nur noch weg von diesem Ort. Doch bei jeder von mir angedeuteten Bewegung spürte ich Caius' Hände an meinen Handgelenken oder Schultern. "Nervös Söhnchen? Wo willst du denn jetzt hin?", fragte er und drückte mich wieder zurück in die Kissen. "Beeile dich Athenodora. Unser Sohn wird nervös und ich will nicht das er mir ganz Volterra ausrottet.", teilte er seiner Gattin mit.
Diese brachte ihm die blutgefüllten trichterförmigen Gefäße, die Caius versuchte mir einzuflößen. Doch ich wand mich immer von ihm weg. Ich hatte durch die vielen blutgefüllten Gefäße mittlerweile 200 Liter bestimmt schon an Blut intus. Ich wollte einfach nicht mehr und knurrte meinen Vater auch entsprechend an. Doch erhielt ich nur bestimmende Blicke und Machtwörter. "Eleazar Alejandro!" Den Namen Alejandro hatte er lange nicht genutzt, was mich wunderte, dass er ihn gerade heute benutzte. Dennoch tat ich das was er von mir verlangte, fast automatisch und schluckte die letzten 100 Liter Blut herunter. Die Übelkeitsgrenze war erreicht und nur ganz leicht überschritten. Ich hustete wobei etwas Blut im Gesicht meines Vaters landete.
Jetzt sah er aus wie ein Indianer. "Die Augenfarbe gefällt mir jetzt viel besser bei ihm, Darling.", meinte Athenodora und hielt ihrem Gatten ein Taschentuch hin. "Schatz du darfst gehen.", meinte meine Mutter.
Ich verließ das Gemach meines Vaters und raste durch die Gemäuer des Anwesens. Ich wollte nur noch von hier weg. Was würde Carmen sagen, wenn sie wüsste was passiert war? Wenn ich ehrlich war, wollte ich es gar nicht wissen. Ich zog mir meine Sonnenbrille auf, damit mich die Menschen nicht als das erkannten, was ich war - ein Vampir.- Aber wie der Teufel es wollte, tauchte Carmen auf der Veranda unseres Hauses in Spanien auf. Ich sah auf den Boden und wandte mich von ihr ab. Sie konnte überhaupt nicht sehen welche Farbe meine Augen hatten, ich trug eine getönte Sonnenbrille. Warum drehte ich mich dann von ihr weg?, so ganz verstand ich das auch nicht. Carmen war hier und sie lebte und nur das zählte. Wieder wandte ich mich ihr zu und schloss sie in meine Arme. "Carmen.", kam es mir noch über die Lippen bevor ihr meine Augen schloss und ihren gewohnten Duft einatmete. Ich war einfach nur froh, dass ihr nichts passiert war. Und ob ich ihr das mit Caius erzählen sollte, wusste ich noch nicht. Am Besten noch nicht.